© Punctum/Peter Franke

89 Stimmen

Loomaland

Interaktives Lichtprojekt

auf dem Richard-Wagner-Platz

„Wenn niemand gekommen wäre, wäre auch nichts passiert.“

89 Stimmen war ein interaktives Lichtlabyrinth aus Text, das nur durch die Anwesenheit von Besucherinnen und Besuchern sichtbar wurde. „Wenn niemand gekommen wäre, wäre auch nichts passiert.“ Diese einfache Tatsache sowie den Mut und die Entschlossenheit aller, die 1989 auf die Straße gingen, griff 89 Stimmen symbolisch auf. Denn erst durch die Menschen, die sich auf dem Platz bewegten, wurden die Schriftelemente freigelegt. Die Lichtprojektionen wurden so gesteuert, dass sie nur um die Betrachterinnen und Betrachter herum entstanden. Je mehr Menschen sich einfanden, desto größer wurde das Mosaik an Zeitzeugnissen, das sich in ständigem Fluss befand und sich interaktiv veränderte. Mit jedem Schritt kam buchstäblich mehr Inhalt ans bzw. ins Licht. Je mehr Personen gleichzeitig da waren, umso mehr Botschaften waren zu lesen. Besonderheit der Zitate: Alle stammten von Frauen, die 1989 aktiv an der Friedlichen Revolution beteiligt waren, und gaben deren besondere Perspektive wieder. Greifbar waren die Texte allerdings nicht, sondern flüchtig wie ein Flüstern. Ihr Kommen und Gehen lag allein in der Hand der Besucher. Und: Wenn keiner gekommen wäre, wäre nichts zu sehen gewesen.
Begleitet wurde die Lichtinstallation von einer Klangcollage, in der sich die lauten und leisen Töne von damals, die Parolen und Ängste mit den Gedanken von heute künstlerisch verbanden und so auch akustisch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlugen. Flüchtige Fotoprojektionen zeigten ergänzend die Gesichter hinter den Stimmen.

© Punctum/Peter Franke

89 Stimmen auf einen Blick

Richard-Wagner-Platz

Standort

interaktives Lichtprojekt

Projektart

Loomaland (Florian Giefer, Denis Bivour) aus Berlin

Künstler

© Punctum/Peter Franke

Künstlerteam Loomaland im Porträt

Lichtfest Leipzig 2021: Künstlerteam Loomaland Florian Giefer und Denis Bivour
© Punctum/Alexander Schmidt

Florian Giefer und Denis Bivour sind Loomaland. Sie waren im Wendeherbst 15 bzw. 13 Jahre alt und haben damals in beiden Deutschlands gewohnt. Heute leben und arbeiten sie in Berlin. Seit 2018 sind sie bei verschiedenen Projekten ein Künstlerteam, so z. B. für ihr vielbeachtetes „Electric Swan Ensemble“, das 2020 u. a. in Berlin, Frankfurt und Luzern zu sehen war. Bivour und Giefer sind spezialisiert auf visuelle Effekte (VFX), 3D Animation, VR Welten, Mapping und Film – sind aber beide der festen Überzeugung, dass zur Technik immer auch ein bisschen Zauberei gehört, um die Menschen mit ihren Installationen zu berühren.

Lokaler Kooperationspartner
Bei dem mehrtätigen Workshop im Juni haben Loomaland mit vielen Zeitzeuginnen ausführliche Gespräche geführt, um ganz bewusst die Perspektive der Frauen auf die Friedliche Revolution kennenzulernen und im Lichtprojekt künstlerisch aufzugreifen. Giefer und Bivour waren beeindruckt von der Intensität der Gespräche, ihrer Direktheit und hohen Emotionalität, eine besondere Qualität der sogenannten oral history und zentrales Element, um Textinhalte von 89 Stimmen zu generieren. Organisiert wurden die Interviews von Frauenkultur e. V.