Das Projekt basierte auf der Idee, dass das Leben jedes Einzelnen von Bedeutung ist – wir aber immer auch Teil kleinerer oder größerer Gemeinschaften, Kollektive im eigentlichen Wortsinn sind – die uns Sicherheit, aber auch Freiheit geben, uns so zu zeigen, wie wir sind. Daher achten wir sorgsam auf unsere Privatsphäre – sie ist (uns) wichtig. Gemeinschaften, wie z. B. die der Familie, sind der Kern der Gesellschaft. Beim Blick hinter die Fassaden finden sich unzählige Geschichten über die Menschen, Notizen über ihre kleinen Erfolge und ihr Scheitern gleichermaßen. Alltäglichkeit, die unsere Geschichte widerspiegelt. Jene kleinen, intimen Momente und Aufnahmen waren und sind wichtige Zeitzeugen. Diese privaten, wenig sichtbaren, aber kostbaren Bilder stehen im Mittelpunkt der Projektion von Alltagsbildern aus der Zeit um 1989. Sie zeigen, dass wir in jedem Moment Teil der Geschichte sind – heute genauso wie 1989.
Die Installation auf dem Augustusplatz bestand aus vier Teilen: die Videoprojektionen auf die „Milchtöpfe“ spielten mit der Erinnerung und Alltagsbildern, interpretierten sie, rückten sie in neue Zusammenhänge. Dabei kam sowohl privates Bildmaterial als auch das öffentlicher Archive zum Einsatz. Zu jeder Projektion sowie für den Gesamtplatz komponierte Marek Brandt passende Sounds und Pina Rücker arbeitete mit Klangschalen. Eine Großprojektion auf die Fassade der Oper zeigte riesige Augenpaare – nicht einfach beliebige, sondern die von Leipzigerinnen und Leipzigern. Dank der dafür entwickelten App „Augen auf!“ konnten sie das Projekt mitgestalten. Die Augen waren Aufforderung, aufmerksam hinzuschauen, Missstände zu erkennen und öffentlich zu machen. Die Pergola links vor der Oper schließlich wurde zum intimen Raum für akustische Begegnungen und lud die Besucher spielerisch ein, unter acht interaktiven Licht- und Soundduschen O-Töne von Zeitzeugen zu erleben.